Der Blog von der Kinderbotschafterin Isabel Ebner

Harri und Elternberatung

Elternberatung und Harri? Muss nicht unbedingt sein! Schließlich hat er sein Leben so ziemlich immer im Griff. Selbst ein Scheidungskind, kümmerte er sich Zeit seines Lebens aufopferungsvoll um das Wohlergehen seiner Mutter, genauso wie er sich nach bestem Wissen und Gewissen als Ehemann um das Wohlergehen seiner zwei Ehefrauen und schließlich auch als verlässlicher Vater um das Wohlergehen seines Kindes kümmerte. 

Ich beginne von vorne: 

Harri kenne ich seit 1996. Damals durfte ich ihn in Vermögensangelegenheiten beraten. In meinem beruflichen Leben vor der Beziehungs- und Elternberatung, Familienbegleitung und Familienintensivbetreuung als Psychologin, habe ich 10 Jahre lang als Vermögensberaterin Einzelpersonen und Familien in deren finanziellen Angelegenheiten begleitet. Finanzierungs- und Kapitalanlagenberatung waren so gesehen mein Einstieg in meine umfassende Beratungsexpertise. 

Harri lebte in erster Ehe mit seiner Gattin zusammen, war aber kinderlos geblieben. Konflikte gab es in seinem Leben keine. Schon gar nicht Eheprobleme, was mich doch leicht verwunderte, da Harri in meiner Gegenwart so manch Frauen verachtenden Spruch vom Stapel zu lassen pflegte. Mit der Zeit intensivierte sich Harris Vertrauen in mich als Person. Er erlaubte mir neben der Beratung in finanziellen Angelegenheiten auch, an seinem Gefühlsleben Anteil zu nehmen, als ihn seine damalige Frau, die er sehr liebte, plötzlich, ganz überraschend verließ. 

Harri war sehr traurig. Ich war mitfühlend mit ihm. Doch insgeheim verstand ich auch seine Ex-Frau. Bei Harri war man sich nie ganz sicher: Meinte er das, was er sagte lustig und mit leichtem Zynismus verarschend oder meinte er ernst, was er so an “Weisheiten” von sich gab. Aber gut. Als Mann und Ehemann dürfte er wohl auch tolle Seiten und durchaus gute Charakterzüge an sich haben. Immerhin befand Harri sich in einer Langzeitehe, so mein Eindruck. 

Apropos „sich geben“: Der mit rhetorischen und intellektuellen Qualitäten ausgestattete Mann gab sich, wie schon angedeutet, gerne als abgebrühter Macho mit einer guten Portion wüstentrockenem Humor. Dennoch war es immer fühlbar, dass Harri ein verletzlicher Mann war. Als dass ich in Seelen zu lesen vermag, mochte und mag ihn bis heute. Neulich fragte ich mich wieder einmal: Will mich Harri nun komplett veräppeln oder meint er seine Nachricht via Whatsapp ernst?

„Liebe Isabel! Ich hab dein Buch in einem Zug gelesen. Es hat mich sehr berührt. Ich musste mehrmals unterbrechen, weil ich vor lauter Tränen nichts mehr gesehen habe. Ich würde das Buch allen empfehlen, die meinen, sie leben in einer ohnehin glücklichen Beziehung- bevor es zu spät ist.“

Ich wusste im Moment nicht, was ich antworten könnte. Deshalb rief ich ihn an und fragte ihn, ob er das, was er mir geschrieben hatte, wirklich ernst meinte. Und Harri gab mir nochmals die gleiche Rückmeldung wie in seiner Nachricht. Er war wirklich berührt, was unmittelbar mein Herz erreichte. 

Harri erging es in seiner 2. Ehe genau so wie in seiner ersten. Die geliebte Frau verließ ihn ganz plötzlich, von einem Tag auf den anderen. Harri konnte das nicht verstehen, nicht nachvollziehen, seinen Anteil nicht sehen. Bis er mein Buch gelesen hatte. Seither weiß Harri, was Elternberatung auch sein kann.  

Wie dankbar bin ich, dass er nun, nach seinem schmerzhaften Prozess, mehr in Frieden mit sich und seinem Schicksal kommen kann. Davon profitiert auch sein bei ihm wohnendes, zwischenzeitlich volljähriges Kind. Wie wohltuend ist es für diesen jungen Menschen, mit der Zeit einen leichter schwingenden Papa zu sehen und wahrzunehmen. Die Depression hatte schon Einzug gehalten im Elternhaus.
Jetzt darf sie wieder gehen…

Jetzt muss Harri nur noch schauen, was er tun kann, der jungen erwachsenen Person die Bürde, der einzige Lebensinhalt für den einsamen Vater zu sein, wieder abzunehmen. Daran arbeiten wir gerade….

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ÜBER DIE AUTORIN

Autor

Isabel Ebner

Seit 2006 begleite ich hunderte Eltern als Beziehungsberaterin durch den Dschungel von Beziehungskonflikten, 10 Jahre davon im Rahmen und Auftrag der österreichischen Kinder- und Jugendhilfe.

Als Psychologin, Lebens- und Sozialberaterin, Kinderbotschafterin und Autorin sehe ich mich als Wort und Stimme beide Eltern liebender Kinder. “Dem Kleinen eine starke Stimme geben” lautet meine Mission. “Glückliche Eltern, unbeschwerte Kinder” ist meine Devise.

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