Der Blog von der Kinderbotschafterin Isabel Ebner
Liebe Leserinnen und Leser,
heute möchte ich über ein Thema sprechen, das mir als Kinderbotschafterin besonders am Herzen liegt: die Generation Z. Es ist an der Zeit, für die Young-Generation die Lanze zu brechen und einige kritische Gedanken über die Einstellung der erwachsenen Gesellschaft gegenüber ihr zu teilen. Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass die jungen Menschen der Generation Z den älteren Generationen nichts schulden. Unsere wie ihre Existenz ist das Ergebnis einer Entscheidung, die die meisten Eltern freiwillig getroffen haben. Das Geschenk des Lebens ist bedingungslos und gratis. Es ist nicht unsere Aufgabe, den Eltern dafür dankbar zu sein, dass wir existieren, nicht Job der Generation Z den Alten aufgrund ihrer Existenz zu huldigen.
Ebenso schulden die Jungen den älteren Generationen keine Entschuldigungen, ja nicht einmal Dankbarkeit für die zwischenzeitlich vorhandenen Technologien wie Handys, Tablets, PCs und andere Annehmlichkeiten des Konsums, die ihre Vorfahren geschaffen haben. Sie haben nicht darum gebeten, in eine digitalisierte Welt geboren zu werden. Es liegt nicht der Verantwortung Jugendlicher oder von Kindern, sich dafür zu rechtfertigen, dass sie die Errungenschaften nutzen, die ihnen zur Verfügung stehen.
Ähnlich verhält es sich mit den Annehmlichkeiten des Alltags, die ihnen oft von ihren lieben Eltern gewährt werden. Die Youngsters haben nicht darum gebeten, täglich mit dem Auto zur Schule gefahren oder von der Schule abgeholt zu werden. Oftmals sind diffuse Ängste um den Spross oder übertriebene Sicherheitsbedürfnisse die wahren Handlungsmotivationen, die sich hinter solchen Entscheidungen von Mama und Papa verbergen. Es kann sich aber auch schlicht um pragmatische Erwägungen handeln: Praktischerweise liegt die Schule des Kindes am Weg zum elterlichen Arbeitsplatz. Dass Kinder und Jugendliche morgens kaum mehr zu Fuß zum Schulbus oder nachmittags bzw. abends vom Schulbus nach Hause laufen müssen, hat beileibe nicht nur Vorteile. Die Nachteile dieses Mangels an Körperbewegung werden die jungen Menschen-Generationen vermutlich mit zunehmendem Alter zu tragen haben. Genauso wie die Negativfolgen verrenkter Halswirbelsäulen und sonstiger eigenartiger Körperverrenkungen während des überschießenden Handy-, Tablet- oder Spielkonsolengebrauchs.
Aufmerksamkeitsstörungen wie ADHS, ADS, ASS, das Zappelinchensyndrom und weitere Konzentrationsstörungen sind ohnehin innerhalb der letzten 10 Jahre nach oben geschossene Diagnosen, die mit Sicherheit deshalb in die Höhe geschnellt sind, gerade weil Kinder von erwachsenen Eltern schon im Kleinkindalter mit digitalen Konsumgütern ruhig gestellt werden, wie Babies mit Hilfe von Schnullern. Und nun verlangen wir von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dass sie sich für ihr Verwöhnt Werden auch noch bedanken sollen? Im Übrigen handelt es sich bei diesen elterlichen Betäubungshandlungen bei allem Verständnis für mitgenommene Elternohren und den elterlichen Stresslevel insgesamt, nicht um Geschenke für den lauten Nachwuchs, sondern um Missbrauch durch Stilllegung desselben.
Auch liegt es nicht in der Verantwortung von Kindern der Generation Z oder sonstigen Nachkommen, wenn sich die Großen nicht abgrenzen können und Angst haben, die Liebe der Kleinen zu verlieren. Dies ist ein Problem der Erwachsenen, nicht der Kinder.
Billig ist es und zeigt für junge Menschen nur die Ermangelung der Fähigkeit auf, sich emotional unter Kontrolle zu behalten. Resultat dieses erwachsenen Personen unwürdigen Verhaltens, eine heute 20-jährige Jugendliche namens Greta Thunberg oder auch andere jugendliche KlimaaktivistInnen ungeniert in Ausdrucksweise und Verhalten - häufig in Fäkalsprache - abzuwerten, ist kein anderes als jeglicher Verlust von Vorbildfunktion Erwachsener. Nebenbei bemerkt spiegelt dieses überflüssige Geschimpfe und Gezeter außerdem auch die eigene Unfähigkeit wider, sich für
persönliche Werte einzusetzen und hinter diesen zu stehen. Vielleicht schwingt auf der unbewussten Ebene auch noch ein Bedauern im Nachhinein mit, in der persönlichen Jugendzeit inaktiv geblieben und genauso konsumorientiert und faul unterwegs gewesen zu sein, wie es heute der gebashten Generation Z vorgeworfen wird.
Der Blick in den Spiegel der Generation Z kann schmerzhaft sein, aber es macht keinen Sinn, das Spiegelbild des Gegenübers verändern zu wollen. Stattdessen sollten wir uns auf unsere eigene Heilung und Lösungsorientierung konzentrieren.
Wenn die heutige Jugend sagt: "Wir wollen uns nicht für euch zum Deppen arbeiten, da sind wir lieber arbeitslos oder wechseln stündlich unsere Jobs", können wir ihnen nicht vorwerfen, dass sie sich nicht - wie wir - in einem von Weltkonzernen diktatorisch aufoktroyieren und gesteuerten Konsumwirtschaftssystem ausbeuten lassen wollen. Wieder: Die jungen Menschen haben auch nicht um eine Lebensrealität dieser Art gebeten, oder beispielsweise um ein ineffizientes, ja totes Altersversorgungssystem gebettelt, welches sie von uns Vorgängergenerationen als Erbe “geschenkt” bekommen. Oder um ein Arbeitslosenversorgungssystem, das von ihnen, aber auch von vielen anderen mehr oder weniger Betroffenen gnadenlos ausgebeutet wird.
Wenn das System anfällig für Ausbeutung ist - was kann die Generation Z dafür, dass die älteren Generationen - ob PolitikerInnen oder Führungskräfte an leitenden Stellen und auch Betroffene bzw. Herr und Frau NormalverbraucherIn selbst - offensichtliche Missstände a) nicht sehen und b) gar nicht erst behandeln bzw. lösen wollen? Jetzt, wo es viel zu spät an allen Ecken und Enden darum geht, halb verreckte Pferde zum Traben zu bringen, machen wir eine Generation Z für das Pferde- bzw. Systemsterben verantwortlich, das wir selbst verursacht haben? Abschließend sei noch ein weiteres “Geheimnis” gelüftet: die Youngsters haben uns “Alten” auch nicht dazu eingeladen, sie mit “Wunderalgorithmen” namens Künstliche Intelligenzen, kurz “KI” ausgesprochen, einzuwattieren oder als Wundermittel gegen Schlaflosigkeit und Medizin gegen böse Träume ins Bett oder unter das Kopfkissen zu legen.
Es ist an der Zeit, dass wir als erwachsene Gesellschaft unsere Perspektive überdenken. Die Generation Z verdient Respekt für ihre Freiheit und ihren Mut, für das einzustehen, was ihr wichtig ist. Das tut sie auf ihre Weise. Es ist an der Zeit, statt uns - wie die Alten früher ja auch über uns - über die Youngsters zu echauffieren, Verantwortung für unsere eigenen Werte zu übernehmen und uns für positive Veränderungen einsetzen.
In diesem Sinne sollten wir uns darauf konzentrieren, uns selbst zu heilen und Lösungen zu finden, anstatt die jungen Menschen für unsere Fehler in der Vergangenheit verantwortlich sein zu lassen. Lasst uns gemeinsam eine Gesellschaft schaffen, in der Freiheit, Verantwortung und Respekt füreinander im Mittelpunkt stehen.
Den ersten Schritt in Richtung Lösung kannst Du persönlich setzen, indem Du Deine Vorurteile über die Generation Z hinterfragst und offen für einen respektvollen Dialog und positive Veränderungen bist. Bist Du das nicht, wäre es an der Zeit, Deine Emotionen, die durch dieses Schreckgespenst namens “Generation Z” ausgelöst werden, mit Hilfe und Unterstützung bearbeitest und löst.
Mit hoffnungsvollen Grüßen.
Isabel Ebner,
Deine Kinderbotschafterin
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ÜBER DIE AUTORIN
Isabel Ebner
Seit 2006 begleite ich hunderte Eltern als Beziehungsberaterin durch den Dschungel von Beziehungskonflikten, 10 Jahre davon im Rahmen und Auftrag der österreichischen Kinder- und Jugendhilfe.
Als Psychologin, Lebens- und Sozialberaterin, Kinderbotschafterin und Autorin sehe ich mich als Wort und Stimme beide Eltern liebender Kinder. “Dem Kleinen eine starke Stimme geben” lautet meine Mission. “Glückliche Eltern, unbeschwerte Kinder” ist meine Devise.
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