Der Blog von der Kinderbotschafterin Isabel Ebner

"Kinder gewöhnen sich an alles"


Die Macht der Prägungen:
Wie frühe Erfahrungen unser Leben formen


"Es ist noch nicht lange her, als Gudrun einem ihr bis dahin unbekannten Arzt beiläufig von ihrer Unfallserie erzählte. Der fragte nach: "Sind Sie vielleicht auf Katastrophen geprägt? Haben Sie ursprünglich eher gelernt, mit Katastrophen umzugehen als mit genüsslichem Leben? Brauchen Sie vielleicht von Zeit zu Zeit eine Katastrophe, um alle Ihre Fähigkeiten zu entfalten?" Gudruns Antwort: "Ich glaube ja.””

Diese Frage, die ein Arzt im Kapitel "Als der Krieg aus war, kam die Lebensangst" auf S. 39 des Buch-Werkes von Sabine Bode "Die vergessene Generation. Kriegskinder brechen ihr Schweigen." beschäftigte mich die letzten Tage so intensiv, dass ich dazu in den Sozialen Medien in regelmäßigen Reels einige Fragen zu möglichen, aus meiner daraus getätigten Schlussfolgerung “Kinder gewöhnen sich an alles” resultierenden Folgen und Konsequenzen stellte. 

Die aus diesem Buch-Absatz resultierende These "Kinder gewöhnen sich an alles" rührt mich aus 2 Gründen:

1. Kinder, die sich an alles gewöhnen: Eine unterschätzte Realität

Die Dunkelziffer von in Elternhäusern von Gewalt betroffenen Kindern ist immens hoch. Für solche Kinder herrscht ein innerer Krieg. Überlebenskampf genannt.
Auch meiner Klientin Ronya* (Name geändert) wurde von ihrem Vater - übrigens selbst ein Nachkriegskind, geprägt durch Hunger, Entbehrungen und Gewalt der unmittelbaren Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg - in ihrem Kinderzimmer durch Schläge, als Konsequenzen für was auch immer, Gewalt angetan. Nachdem es vorbei war und der Vater ihr Kinderzimmer, eigentlich ein Ort der Geborgenheit, Sicherheit und Intimsphäre, wieder verlassen hatte, war Ronya regelmäßig fassungslos.

Einerseits konnte sie nicht glauben, was passiert war. Andererseits hatte sie die Gewissheit, soeben von ihrem geliebten Vater geschlagen worden zu sein. Ihren Körper hatte sie ausgeschaltet. Die körperlichen Schmerzen spürte sie nicht mehr. Ronya fühlte sich wie anästhesiert. Sie fühlte zum wiederholten Mal eine unglaubliche Desillusionierung, Machtlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, was sie in Identitätsverlust und eine existenziell-diffuse Angst führte, die sich tief vergraben in ihrem Unterbewusstsein festsetzten, bis wir diese Blockierungen gemeinsam lösen durften. 

Was dazu kam, war das Bewusstsein, dass so etwas wieder passieren würde. Kein Zweifel! Diese Gewissheit versetzte Ronya in eine unbeschreibliche Existenzangst, Ratlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Resignation, die ein verborgener Teil ihrer Identität werden sollte. 

Im jungen Erwachsenenalter hatte Ronya einige Autounfälle. Verlor viel Geld durch Konkurse von Kooperationsunternehmen oder Verluste an der Börse. Ronya kannte trotz guter Ausbildung Langzeitarbeitslosigkeit und tief sitzende Existenzprobleme. Dass diese Lebensphasen Folgewirkungen auf ihren Körper hatten, kann man sich denken. Durch die gemeinsame Arbeit erkannte Ronya, selbst in einem helfenden Beruf tätig, dass die mit ihren existentiellen Problemen zusammenhängenden emotionalen Nöte in ihre Gesamtheit immer wieder der emotionalen Not in ihrem Kinderzimmer gleichkamen. Das darf als “Prägung auf Katastrophen” gesehen werden. 

Wenn also auch du immer wieder in ähnliche schmerzhafte Lebenssituationen gelangst: Fühl mal nach, mit welchen Gefühlsemotionen diese verbunden sind und dann geh in deiner Erinnerung zurück und finde ein ursprüngliches oder früh zurück liegendes Ereignis, während dessen du die gleichen Gefühlsemotionen erlebt hast wie in der aktuellen Krisensituation oder existenziellen Problemphasen. Dies ist der Beginn für die Transformation wirklich tief sitzender Blockierungen des Lebensflusses und der Lebensfreude, die Basis schlechthin für das Lösen von destruktiv wirkenden Glaubenssätzen und Überzeugungen. Gottseidank ist es möglich, prägenden Ereignissen und tiefsitzenden Glaubenssätzen sowie Überzeugungen deren Wirkungsmacht wieder zu nehmen.

2. Prägungen sitzen unglaublich tief und sind noch dazu vererbbar


Unsere Eltern sind geprägt. Wir sind geprägt. Wenn wir unsere Prägungen nicht transformieren, geben wir sie an die Kleinen weiter! Frage nicht, wie viele Prägungen ich transformieren und lösen durfte, die mir meine Großmutter, eine Frau, die zwischen zwei Weltkriegen geboren wurde, unbewusst übertragen hat und ich ihr abgenommen habe. Meine Großmütter und Großväter waren Kriegskinder per Excellence.

Aktuell lese ich, wie schon angedeutet, das Buch von Sabine Bode "Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen." Dieses Buch hilft mir, meine Groß- & Urgroßelterngenerationen und auch meine Eltern und dadurch natürlich auch diese Instanzen in mir selbst besser zu verstehen. Ein wundervolles Buch, das ich dir empfehlen und ans Herz legen will. Willst du ausführlicher erfahren über deine Inneren Instanzen, die in dir wirken und wie diese in dir wirken, lege ich dir mein eigenes Buch "EHE RETTEN ODER TRENNUNG ÜBERWINDEN? Dein Kind will kein Scheidungskind werden. DER Beziehungsratgeber für Eltern in allen Phasen der Partnerschaft." ans Herz. HIER kannst du es dir erwerben.

Wie gesagt: 
Wenn auch du spürst, dass dich schmerzhafte Lebenssituationen immer wieder einholen, ist es an der Zeit, dich mit deinen Prägungen auseinanderzusetzen. Identifiziere die Gefühlsemotionen, die damit verbunden sind, und gehe auf die Suche nach den ursprünglichen Ereignissen, die diese Emotionen hervorgerufen haben. Gemeinsam können wir transformative Veränderungen bewirken und eine bessere Zukunft für uns und kommende Generationen schaffen.

Kannst du dabei Unterstützung und Begleitung brauchen, wende dich gerne an mich.

#Prägungen #Lebenssituationen #Transformation #Generationen #Selbstreflexion #Persönlichkeitsentwicklung


ÜBER DIE AUTORIN

Autor

Isabel Ebner

Seit 2006 begleite ich hunderte Eltern als Beziehungsberaterin durch den Dschungel von Beziehungskonflikten, 10 Jahre davon im Rahmen und Auftrag der österreichischen Kinder- und Jugendhilfe.

Als Psychologin, Lebens- und Sozialberaterin, Kinderbotschafterin und Autorin sehe ich mich als Wort und Stimme beide Eltern liebender Kinder. “Dem Kleinen eine starke Stimme geben” lautet meine Mission. “Glückliche Eltern, unbeschwerte Kinder” ist meine Devise.

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